Warmes Blut, wenig Sauerstoff im Gehirn: Wie sich Hitze auf den Körper auswirkt
- Im Video oben: Hammer-Hitze rollt über Deutschland - Wetterdienst rät, Verhalten anzupassen
Schweißperlen laufen Stirn und Rücken herunter, Arme und Beine sind schwer, das Herz schlägt schnell – bei Hitze muss der Körper mächtig arbeiten, um eine Überhitzung zu vermeiden. Doch was passiert genau in den Organen, wenn die Sonne vom Himmel brennt und das Thermometer über 30 Grad anzeigt?
Wie sich Hitze auf den Körper auswirkt
- Herz und Kreislauf
"Bei Hitze muss das Herz deutlich mehr arbeiten", sagt Heribert Brück, Pressesprecher des Bundesverbands Niedergelassener Kardiologen, in einer aktuellen Pressemitteilung. Um die Körpertemperatur zu regulieren, weiten sich die Blutgefäße und der Körper gibt durch Schwitzen viel Flüssigkeit und wichtige Elektrolyte ab.
Bis zu zwei Liter Schweiß kann der menschliche Körper pro Stunde verlieren, sagt Nadine Lenz, Koordinatorin der Projektgruppe Klimawandel und Gesundheit im Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), zur Deutschen Presse-Agentur.
Beim Schwitzen entsteht Verdunstungskälte, die die Überhitzung ausgleicht. Um die Körpertemperatur konstant niedrig zu halten, wird außerdem warmes Blut aus dem Zentrum in die Extremitäten gebracht.
Hände, Füße und Gesicht werden damit stärker durchblutet, zudem gelangt mehr Wasser ins Gewebe. Die Folge können dicke Füße oder Finger sein. Hingegen werden die inneren Organe mit weniger Blut versorgt, auch die Muskeln erhalten weniger Sauerstoff und Nährstoffe. Daraufhin sinkt die körperliche Leistungsfähigkeit – es kommt zur Erschöpfung.
Darüber hinaus kann das viele Schwitzen auch zu niedrigem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufkollaps führen. "Besonders gefährdet sind Menschen mit Herzschwäche, Bluthochdruck oder koronarer Herzkrankheit", sagt Brück.
- Gehirn
Normalerweise versorgen 15 bis 20 Prozent der gesamten Blutmenge das Gehirn mit Sauerstoff. Bei Hitze wird jedoch ein Großteil des Blutes dafür benötigt, den Körper abzukühlen. Dadurch sinkt die Sauerstoff- und Blutzufuhr im Gehirn, es wird schlechter versorgt. Das kann dazu führen, dass sich auch die Konzentrationsfähigkeit verringert, erklärt Martin Korte, Neurobiologe an der TU-Braunschweig.
Außerdem kann das durch die Hitze bedingte Unwohlsein ablenken, ähnlich wie ein Schmerzreiz. Somit wird ein Teil des im Gehirn vorhandenen Arbeitsspeichers blockiert – die Arbeitsleistung sinkt.
Der Neurobiologe empfiehlt daher, nicht nur ausreichend Wasser zu trinken, sondern auch Salz und Mineralien zu sich zu nehmen. Zudem kühlt sich Korte an heißen Tagen mehrmals täglich den Kopf und die Arme mit kaltem Wasser, um das Gehirn anzuregen.
- Verdauungsorgane
Bei Hitze ändert der Körper den Blutfluss, um die Haut stärker zu durchbluten und die Wärme dadurch besser abzuleiten. Das bedeutet, dass andere Organe weniger Blut abbekommen. Da die Verdauung ausreichend Blut benötigt, um optimal zu funktionieren, kann sich der veränderte Blutstrom unter anderem auf den Magen-Darm-Trakt auswirken. Die Folge: eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Magen-Darm-Infekte.
Das können Sie dagegen tun: Nehmen Sie bei Hitze vor allem leicht verdauliche Lebensmittel zu sich, um Magen und Darm bei der Verdauung zu schonen. Dazu zählen Suppen, Säfte, Gemüse und grüne Salate.
- Nieren
Hitze kann den Nieren schaden. In Hitzeperioden fallen vermehrt schädliche Stoffwechselprodukte in den Nieren an, etwa durch den stressbedingten Zerfall von Muskelfasern. Durch Hitze und Austrocknung werden die Ausscheidungsorgane schlechter durchblutet, was Zellen absterben lässt.
Oxidativer Stress entsteht, der Entzündungen und weitere Gewebeschäden nach sich zieht.
Eine Mischung aus Hitzestress, Dehydrierung und körperlicher Überanstrengung kann wichtige Strukturen der Nieren schädigen, warnt Julia Weinmann-Menke, Leiterin der Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und Nierentransplantation an der Uniklinik Mainz. In der Folge drohen narbige Veränderungen des Organs und später möglicherweise ein irreversibler Verlust der Nierenfunktion.
Die Expertin rät grundsätzlich zu 1,5 bis 2,0 Litern Flüssigkeit am Tag, an heißen Tagen mehr. Das beugt einem Flüssigkeitsmangel vor. Denn bei Dehydrierung wird der Urin hochkonzentriert, dadurch können sich vermehrt Nierensteine bilden. Außerdem steigt die Anfälligkeit für Harnwegsinfekte.