
"SkinnyTok" macht krank – wie TikTok junge Frauen in die Essstörung treibt
Auf TikTok und anderen Plattformen verbreitet sich ein gefährlicher Trend: Unter Hashtags wie "SkinnyTok" idealisieren Videos extremen Gewichtsverlust und verherrlichen Essstörungen. Was wie Lifestyle aussieht, ist in Wahrheit ein Risiko für die psychische und körperliche Gesundheit junger Frauen.
Leah Nlemibe, Reporterin beim Bayerischen Rundfunk, besucht eine Klinik für Essstörungen. Die Zahl der Erkrankungen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Ein Grund: die ständige Konfrontation mit dünnen Körperidealen in sozialen Medien.
Besuch in der Anorexie-Klinik
Charlotte ist Anfang 20. Seit Januar wird sie wegen Magersucht stationär behandelt. Ihr Tag ist streng geregelt: feste Mahlzeiten, Essen unter Aufsicht, Therapiegespräche. Die Krankheit hat ihr Leben verändert, aber sie kämpft sich zurück.
Claudia Mehler Beck, Chefärztin in der Klinik, beobachtet den Wandel: "Früher waren die Anorexiepatienten eher so, dass sie sich versteckt haben. Jetzt ist es eben auch oft so, dass man sich zeigt und viele Patienten sagen: 'Plötzlich habe ich etwas entdeckt, was ich ganz gut kann: Abnehmen."
Dramatischer Anstieg bei Jugendlichen
Zahlen belegen den Trend. Seit 2019 haben Essstörungen bei Mädchen zwischen 12 und 17 und jungen Frauen bis 24 drastisch zugenommen. Studien sehen einen direkten Zusammenhang mit Plattformen wie TikTok. Der Algorithmus verstärkt gefährliche Inhalte - oft, ohne dass Nutzer sie gezielt suchen.
Heilung ist möglich, aber mühsam
Die Rückkehr in ein gesundes Leben ist schwer. Betroffene müssen nicht nur wieder essen lernen - sie kämpfen auch mit Angst, Scham und Kontrollverlust. Therapien wie Kunsttherapie helfen, Gefühle auszudrücken, die schwer in Worte zu fassen sind.
Charlotte plant ihre Zukunft. Sie will studieren, unabhängig sein - vor allem aber gesund. Ihr Appell: „Je früher man in die Klinik geht, desto besser ist es. Je länger man ja mit der Krankheit lebt, desto schwerer wird es auch wieder, sie loszuwerden."
Das im Artikel eingebundene Video der PULS Reportage (Bayerischen Rundfunk) erschien am 25.06.25 in der ARD Mediathek. Weitere PULS Reportage Videos können Sie jederzeit kostenfrei in der ARD Mediathek ansehen.