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"Liebe dich selbst!" - Ein Schlag ins Gesicht nach narzisstischem Missbrauch

„Du musst dich einfach selbst lieben.“

Wie oft haben Sie diesen Satz gehört? Wie oft hat er Ihnen geholfen? Wahrscheinlich nie. Denn wer emotional ausgeblutet wurde, für den klingt Selbstliebe nicht heilend – sondern wie ein ferner, leerer Begriff. Fast wie eine neue Forderung, die man auch noch erfüllen soll.

Nach einer toxischen Beziehung mit einem Narzissten bleibt nicht nur Schmerz – sondern auch eine tiefe Leere, in der sich viele selbst nicht mehr spüren. Der gut gemeinte Ratschlag zur Selbstliebe hilft dann nicht weiter. Warum ist das so? Was wird stattdessen gebraucht – und wie sieht echte Heilung aus?

Wenn der Zugang zu sich selbst verloren geht

Narzisstischer Missbrauch ist unsichtbar. Es gibt keine blauen Flecken, keine dramatischen Ausbrüche – sondern leise, systematische Entwertung. Über Monate, manchmal Jahre.

Was bleibt: Selbstzweifel, Scham, Verwirrung. Und eine innere Leere, die sich nicht mit Meditation oder Affirmationen füllen lässt.

Viele Betroffene fragen sich:

  1. Wer bin ich noch?
  2. Was will ich wirklich?
  3. Warum fühle ich so wenig – und gleichzeitig so viel?

Selbstliebe? Unvorstellbar. Weil da gar kein klares Selbst mehr ist, das geliebt werden könnte.

Warum „Selbstliebe“ wie ein Vorwurf klingt

Der Satz „Du musst dich nur selbst lieben“ suggeriert: Du bist selbst schuld, wenn du leidest. Er klingt, als hätte man etwas versäumt, als müsste man sich nur genug anstrengen – dann wäre alles gut.

Doch nach emotionalem Missbrauch brauchen Menschen keine Forderungen. Sie brauchen Verständnis. Raum. Sicherheit. Zeit. Denn Selbstliebe ist kein Ziel – sie ist das Ergebnis eines Heilungsprozesses. Und der beginnt nicht mit rosaroten Mantren, sondern mit ehrlicher Innenschau.

Manchmal ist Wut der erste Schritt zur Selbstliebe

Viele glauben, sie müssten erst wieder positiv denken, bevor Heilung möglich ist. Doch das Gegenteil ist der Fall:

Die ersten echten Gefühle nach narzisstischem Missbrauch sind nicht Frieden – sondern Wut.

Und genau das ist gut so. Wut zeigt, dass Sie beginnen, sich selbst ernst zu nehmen. Dass Ihre Grenzen wieder fühlbar werden. Dass Sie nicht länger alles entschuldigen.

Wer sich erlaubt, wütend zu sein, betritt den ersten Raum der Selbstachtung – weit vor der Selbstliebe.

Tipps für echte Heilung – statt leerer Ratschläge

Beginnen Sie nicht mit Selbstliebe – beginnen Sie mit Selbstbeobachtung. Schreiben Sie auf, wann Sie sich spüren, was Ihnen Kraft gibt – und was Sie auslaugt.

  1. Erlauben Sie sich Widersprüche. Nach Missbrauch ist nichts linear. Sie dürfen zweifeln, traurig sein, hoffen, gleichzeitig wütend sein – das ist normal.
  2. Setzen Sie kleine Anker. Ein Ritual am Morgen, ein Satz, der Ihnen gehört, ein Lied, das Sie erinnert: Ich bin noch da.
  3. Suchen Sie Kontakt mit Menschen, die nicht retten wollen – sondern halten können. Heilung braucht keine Tipps, sondern echte Resonanz.
  4. Und wenn Sie gar nichts fühlen? Auch das ist ein Gefühl. Und es darf sein.

Selbstliebe beginnt leise – wie ein Vogel, der zurückkommt

Vielleicht ist Selbstliebe gar nicht das Ziel. Vielleicht ist sie das, was passiert, wenn Sie sich nach und nach wieder wahrnehmen. Wenn Sie sich erlauben, nicht funktionieren zu müssen. Wenn Sie morgens da sitzen, mit einer Tasse Tee – und plötzlich merken: Ich bin gerade gern bei mir.

Das ist Selbstliebe. Still. Echt. Und völlig unspektakulär. Wie sieht bei Ihnen Selbstliebe aus?