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Dermatologe verrät: Diese Hautpflege-Trends schaden mehr als sie helfen

Clean Beauty, Naturkosmetik, „frei von“ – wie sinnvoll ist dieser Trend aus dermatologischer Sicht?

Der Begriff „Clean Beauty“ ist nicht geschützt – und wird leider häufig eher marketingstrategisch als medizinisch sinnvoll verwendet. Grundsätzlich spricht natürlich nichts gegen möglichst gut verträgliche Produkte mit reduzierter Inhaltsstoffliste. Doch das Etikett „clean“ bedeutet nicht automatisch, dass ein Produkt besser oder sicherer ist.

Viele „frei von“-Versprechen vermitteln ein falsches Sicherheitsgefühl. Parabene etwa stehen auf vielen Negativlisten, obwohl sie nachweislich stabile und gut verträgliche Konservierungsstoffe sind. Im Gegensatz dazu können sogenannte Naturstoffe wie ätherische Öle oder bestimmte Pflanzenextrakte durchaus reizend wirken – gerade bei empfindlicher Haut oder Allergieneigung.

TikTok und Instagram sind voll mit Hautpflege-Hacks. Gibt es Trends, die Sie aus dermatologischer Sicht wirklich bedenklich finden?

Definitiv – leider sogar viele. Der Klassiker ist das DIY-Fruchtsäurepeeling mit Zitrone oder Apfelessig. Solche Hausmittel können die Haut massiv reizen, den pH-Wert stören und im schlimmsten Fall zu Verätzungen führen. Auch das sogenannte Skin Icing, bei dem Eiswürfel über das Gesicht gerollt werden, ist für sensible oder rosazeaanfällige Haut kontraproduktiv.

Ein weiteres Beispiel ist die Anwendung von reinem Retinol ohne professionelle Anleitung – oft in zu hoher Konzentration und ohne begleitenden UV-Schutz. Die Folge: Irritationen, Rötungen, langfristig sogar Barriereschäden.

Gibt es auch Positivbeispiele? Können Social Media und Influencer überhaupt beim Thema Hautpflege helfen?

Absolut – Aufklärung funktioniert auch über Social Media. Es gibt mittlerweile viele Creatoren, die medizinisch korrekt arbeiten oder sogar dermatologische Inhalte gemeinsam mit Experten entwickeln. Wenn Fakten im Fokus stehen, können solche Kanäle gerade jüngeren Zielgruppen helfen, ein Bewusstsein für Hautgesundheit zu entwickeln.

Das Problem entsteht dort, wo Selbstinszenierung wichtiger wird als Evidenz – oder wenn Inhaltsstoffe und Produkte ohne Einordnung gehypt werden. Haut ist individuell. Was bei einer Person funktioniert, kann bei einer anderen schaden. Darum ist die persönliche Beratung in der Praxis durch nichts zu ersetzen.

Viele Menschen mischen sich inzwischen ihre Pflege selbst – Stichwort DIY-Kosmetik. Was halten Sie davon?

Ich kann den Wunsch nach Kontrolle und „reinen“ Rezepturen nachvollziehen. Trotzdem rate ich zur Vorsicht. Unsere Haut ist ein hochkomplexes Organ. Professionelle Hautpflegeprodukte durchlaufen Testungen, Stabilitäts- und Verträglichkeitsprüfungen – das fehlt bei DIY-Mischungen völlig.

Oft ist die Dosierung unklar, die hygienischen Bedingungen fraglich und das Ergebnis am Ende weder wirksam noch sicher. Besonders bei aktiven Wirkstoffen wie Vitamin C, Retinol oder AHA/BHA-Säuren kann das schnell nach hinten losgehen. Wer auf minimalistische oder natürliche Pflege setzen möchte, sollte lieber auf zertifizierte Produkte zurückgreifen – oder sich individuell beraten lassen.