Simone bekommt ein Baby nach dem anderen: "Vielleicht sage ich nach 14: Stopp"
Simone und Malcolm Collins' Leben dreht sich vor allem um eines: Babys. Sie haben bereits vier Kinder, gerade ist Simone mit dem fünften schwanger. Wenn es gut läuft, werden es noch viel mehr Sprösslinge. Das ist der Lebensstil der Familie, über den das Ehepaar auf Instagram und in einem eigenen Podcast berichtet.
Die Collins wohnen im US-Bundesstaat Pennsylvania, arbeiten als Unternehmer und gehören zur Bewegung der Pronatalisten. Das sind Personen, die so viele Kinder wie möglich in die Welt setzen wollen. Sie betrachten das als eine Art politische Mission.
Tatsächlich bekommen die Menschen fast überall auf der Welt weniger Nachwuchs als früher. Laut einer Studie der Fachzeitschrift "The Lancet" aus dem Jahr 2024 ist die durchschnittliche Geburtenrate von 1950 bis 2021 stark gesunken.
Pronatalisten sehen sinkende Geburtenrate als apokalyptische Bedrohung
Hatten Frauen 1950 noch rund 4,8 Kinder, waren es 2021 nur noch 2,2. Die Prognose für 2050 fällt dementsprechend ernüchternd aus: 1,83 Kinder pro Frau. Das würde bedeuten, dass die Weltbevölkerung schrumpft. In der Studie ist zu lesen, dass diese Entwicklung "weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen" haben wird.
Für Pronatalisten wie Simone und Malcolm Collins ist die Sachlage klar. Sie sehen die global sinkende Geburtsrate als apokalyptische Bedrohung. Auch US-Vizepräsident J.D. Vance und Tech-Milliardär Elon Musk sind Teil der Bewegung. Musk, der selbst mindestens 14 Kinder hat, empfindet den drohenden „Bevölkerungskollaps“ sogar als gefährlicher als den Klimawandel.
Simone Collins hat vier Kinder zur Welt gebracht, alle wurden im Reagenzglas gezeugt und per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Das geht aus einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) hervor. Das Geschlecht der Kinder haben die Collins bewusst ausgewählt - zwei Jungs, zwei Mädchen. In den USA ist das bei künstlichen Befruchtungen möglich. Das nächste Kind wird wieder ein Junge.
"Vielleicht sage ich nach 14 Kindern: Stopp"
Simone Collins drohen allerdings gesundheitliche Komplikationen. „Die Ärzte sagen mir, dass mit jedem Kaiserschnitt mein Risiko für Komplikationen steigt“ , erklärte die 37-Jährige dem Blatt. „Es ist wahrscheinlich, dass ich irgendwann starke Blutungen bekomme oder meinen Uterus verliere. Aber solange ich ihn noch habe, werde ich weitermachen. Vielleicht sage ich nach 14 Kindern: Stopp. “
Die Familie Collins sind inzwischen zu einer kleinen Berühmtheit geworden. Über ihr Lebensmodell berichten Medien aus aller Welt. Auch die ungewöhnliche Kennenlerngeschichte des Paares ist immer wieder Thema.
Sie beginnt im Sommer 2012. Malcolm kam aus einer prominenten, aber zerrütteten Familie aus Dallas und stand kurz vor seinem MBA-Abschluss in Stanford. Simone stammte aus der kalifornischen Bay Area, wollte sich verlieben, aber auf keinen Fall fürs Familienleben ihre Karriere aufgeben.
So lernte sich das Paar kennen
Wie sie der "Washington Post" erzählte, kam der Kontakt zu Malcolm über eine Dating-App zustande. Als er ihr erklärte, dass er viele Kinder haben wolle, sagte sie: „Na, das ist ja schön für dich.“
Malcolm soll entgegnet haben: "Was wäre, wenn du keinen Arbeitstag verlieren müsstest, wenn es nicht nötig wäre?" Simone dachte: „Na ja, dann hätte ich natürlich unendlich viele Kinder.‘“ Im Juli 2015 heirateten die beiden, inzwischen haben sie eine große Familie, die immer weiter wächst.
"Unsere Abmachung ist: Ich kümmere mich um die Säuglinge, bis sie 18 Monate alt sind. Sobald das nächste Baby kommt, kümmert er sich um alle anderen", sagte Simone Collins einer "Guardian"-Journalistin, die sie im vergangenen Jahr besuchte.
"Der durchschnittliche Pronatalist ist jung, streberhaft, autistisch"
Die Reportage, die aus diesem Treffen entstand, liefert wertvolle Einblicke in den Alltag der Pronatalisten. So lernt man als Leser, dass im Leben der Collins' jede Entscheidung datengetrieben getroffen wird. Ein Beispiel: Ehemann Malcolm erklärte der Reporterin, dass Mädchen mit geschlechtsneutralen Namen häufig bessere Karrierechancen hätten.
"Wir wollten unseren Kindern starke Namen geben. Wir wollen, dass unsere Kinder eine starke innere Kontrollüberzeugung entwickeln." Die Kinder heißen: Octavian George, Torsten Savage sowie Titan Invictus und Industry Americus. Die letzten beiden sind Mädchen.
Der "Guardian"-Reporterin sagte der 38-Jährige außerdem, wie er die Mitglieder der Bewegung, der er und seine Frau angehören, beschreiben würde. "Der durchschnittliche Pronatalist ist "jung, streberhaft, autistisch und widerspenstig", so der Familienvater. "Normalerweise leiten sie ein Technologieunternehmen oder sind im Risikokapitalbereich tätig."
Pronatalismus: Wer nicht mitmacht, stirbt eben aus
Die Rechnung der Pronatalisten ist am Ende einfach: Wer nicht mitmacht, wird eben aussterben. "Es ist mir egal, ob Umweltschützer keine Kinder haben wollen. Der Sinn der Bewegung besteht darin, denen zu helfen, die welche haben", sagte Malcolm Collins der "Guardian"-Reporterin.
Er und seine Frau wollen zeigen, dass sich eine Familie nach rationalen, datenbasierten Prinzipien formen lässt, die den Lauf der menschlichen Zivilisation zum Besseren verändern können. Dass Großfamilien funktionieren können. Und dass Pronatalisten nicht automatisch Rassisten sind.
Die Collins sind "Avatare einer neuen, pronatalistischen Bewegung" - so beschreibt es die "Washington Post". Weder glorifizieren sie traditionelle Geschlechterrollen, noch glauben sie, dass familienfreundlichere Politik oder Geld den Bevölkerungsrückgang stoppen werden.
Ihre Hypothese lautet am Ende: Um die Menschen zu mehr Kindern zu ermutigen, bedarf es eines massiven kulturellen Wandels. Und die Collins sind entschlossen, diesen Wandel mitzugestalten.