
Forscher zweifeln Vorsorgeregel an – wie Sie Krebsvorstufen fünf Jahre früher erkennen
Darmkrebs trifft immer mehr Menschen unter 50 – und wird oft zu spät erkannt. Dabei ließe sich vielen Betroffenen das Leid ersparen, wenn die Vorsorge früher beginnen würde.
Eine große Untersuchung in den USA liefert nun den bisher deutlichsten Hinweis: Wer sich bereits mit 45 einer Darmspiegelung (Koloskopie) unterzieht, hat eine ähnlich hohe Chance, potenziell gefährliche Veränderungen rechtzeitig zu entdecken, wie jemand mit 50 – nur eben fünf Jahre früher.
Veröffentlicht wurde die Analyse im Fachmagazin "JAMA Network". Die Daten stammen aus dem Versorgungsnetzwerk Kaiser Permanente in Kalifornien – ein Konsortium aus Krankenversicherung, Klinikbetreiber und Ärzteorganisationen, das mehr als 4,5 Millionen Menschen betreut. Ausgewertet wurden über 12.000 Koloskopien – aufgeteilt in zwei Gruppen: 4380 Personen im Alter von 45 bis 49 Jahren und 7651 zwischen 50 und 54 Jahren.
Krebsvorstufen und Tumoren wurden fast genauso häufig entdeckt
Die zentrale Frage der Forscher: Lassen sich bei jüngeren Erwachsenen ebenso häufig Krebsvorstufen oder Tumoren finden wie bei etwas älteren? Die Antwort lautet: Ja – fast in allen Punkten.
- 35,4 Prozent der 45- bis 49-Jährigen hatten mindestens ein Adenom im Darm – das ist eine mögliche Vorstufe von Krebs.
- In der Gruppe der 50- bis 54-Jährigen waren es 40,8 Prozent.
- Fortgeschrittene Adenome fanden die Ärzte bei 3,8 Prozent der Jüngeren und 4,1 Prozent der Älteren.
- Bei den sessilen serratierten Läsionen – eine weitere Vorform – lagen die Werte mit 10,2 Prozent und 10,4 Prozent fast gleichauf.
- Darmkrebs wurde in beiden Gruppen bei exakt 0,1 Prozent festgestellt.
Forscher empfehlen, Screeningalter auf 45 Jahre zu senken
Damit steht fest: Auch Menschen unter 50 entwickeln bereits Auffälligkeiten im Darm – oft ohne etwas davon zu bemerken. Die Qualität der Befunde ist dabei vergleichbar mit der von älteren Erwachsenen.
Die Studienautoren schreiben: "Die ähnlichen Erkennungsraten für Neoplasien zwischen den Altersgruppen unterstützen die Empfehlung, das Screening-Alter auf 45 Jahre zu senken."
Die Studie bietet nicht nur aussagekräftige Zahlen, sondern auch ein realistisches Bild der Bevölkerung. Die Teilnehmer waren sehr unterschiedlich – in Alter, Geschlecht und Herkunft:
- 47,3 Prozent Frauen, 52,6 Prozent Männer.
- Mehr als 40 Prozent waren weiß, rund 30 Prozent asiatischer Herkunft, 15 Prozent hispanisch.
- 78,7 Prozent der Teilnehmer galten als gesundheitlich stabil, hatten also keine schweren Vorerkrankungen.
- Der durchschnittliche Body-Mass-Index lag bei 26,5 – leicht übergewichtig.
- 24 Prozent hatten in ihrem Leben schon einmal geraucht.
Diese Mischung sorgt für belastbare Ergebnisse – und für gute Vergleichbarkeit mit Bevölkerungsgruppen auch außerhalb der USA.
Nur bei Adenomen zeigte sich Unterschied in der Häufigkeit
Der einzige nennenswerte Unterschied zeigte sich bei der allgemeinen Häufigkeit von Adenomen. Hier hatten die älteren Teilnehmer eine etwas höhere Rate – statistisch bedeutsam, aber medizinisch nicht dramatisch. Für alle schwereren Befunde, also:
- fortgeschrittene Adenome
- fortgeschrittene serratierte Läsionen
- sessile serratierte Läsionen
- und Darmkrebs
ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Das heißt: Jüngere Menschen sind ebenso betroffen – und sollten genauso ernst genommen werden.
Darmspiegelung entdeckt Veränderungen im Darm, noch bevor sie gefährlich werden
Viele Menschen gehen erst dann zur Darmspiegelung, wenn Symptome auftreten – oft zu spät. Dabei ist die Koloskopie ein besonders zuverlässiges Verfahren zur Früherkennung. Sie erlaubt es, Veränderungen im Darm schon zu entdecken, bevor sie gefährlich werden.
Wer familiär vorbelastet ist oder gesundheitliche Risikofaktoren mitbringt, sollte besonders aufmerksam sein – etwa bei chronischen Darmerkrankungen oder anhaltenden Verdauungsproblemen. Aber auch ohne Beschwerden kann die Untersuchung sinnvoll sein. Denn wie die Studie zeigt, verläuft die Entwicklung vieler Tumore lange unbemerkt.
Frauen können Koloskopie ab 50 Jahren in Anspruch nehmen
Die Ergebnisse aus den USA sind relevant – ebenso für die Versorgung in Deutschland. Auch hierzulande sorgt das Einstiegsalter für die Darmkrebsvorsorge regelmäßig für Debatten.
Seit Kurzem können nun auch Frauen ab 50 Jahren eine erste Früherkennungskoloskopie in Anspruch nehmen. Damit gilt für alle gesetzlich Versicherten ab diesem Alter: Die Darmspiegelung zur Vorsorge wird einmalig angeboten und kann nach neun Jahren erneut durchgeführt werden.
Das Original zu diesem Beitrag "Darmspiegelung ab 45 lohnt sich – Studie liefert klare Zahlen zur Früherkennung" stammt von Smart Up News.