
Blue Zones, Pillen, Hungern – warum das alles nichts mit gesundem Altern zu tun hat
Was steckt hinter dem aktuellen Longevity-Trend?
Der aktuelle Longevity-Trend ist eine breite gesellschaftliche und (pseudo)wissenschaftliche Bewegung, die sich intensiv damit beschäftigt, nicht nur die Lebensspanne (die Anzahl der Lebensjahre), sondern vor allem die gesunde Lebensspanne (die Anzahl der Jahre in guter körperlicher und geistiger Gesundheit) des Menschen zu verlängern und die Lebensqualität im Alter zu verbessern.
Das ist grundsätzlich begrüßenswert - doch leider werden die Longevity-Anhänger von Mythen und Märchen umrankt und in dem Irrglauben gelassen, man könne sein Leben zum Beispiel mit spezieller Ernährung gezielt verlängern.
Kann ich mit einer speziellen Ernährung, wie der "Blue-Zones-Kost" mein Leben verlängern?
Auch wenn die Blue Zones der Inbegriff moderner Ernährungspropaganda sind, weil damit immer der vermeintliche „Beweis“ geliefert wird, dass eine „pflanzenbasierte gesunde“ Ernährung ganz wunderbar schön alt werden lässt - so muss man klar sagen: Seit fast 20 Jahren wird die Öffentlichkeit damit veräppelt.
Aber die Gründe des "langen Lebens in den Blue-Zones" sind ganz banal und liegen abseits des Tellers - drei spannende Phänomene stehen hier im Fokus: Fehlende Geburtsurkunden, falsche Altersangaben und Rentenbetrug (also nicht gemeldete Sterbefälle).
Am häufigsten würden Menschen vermeintlich in jenen Regionen 100 bis 110 Jahre alt, in denen der Druck am größten ist, Rentenbetrug zu begehen. Eine Studie hat hier interessantes zu Tage gefördert. Auch darüber hinaus gibt es keinen einzigen wissenschaftlichen Beleg, dass irgendeine spezielle Ernährungsform oder gar einzelne Lebensmittel zu einem längeren Leben führen.
Sind Vitamintabletten ein „Longevity-Geheimtipp“; verlängern sie die Lebensdauer?
Auch hier ein klares Nein. Denn das hat eine recht neue US-Großstudie , wie vorgenannte aktuelle Diabetiker-Studie ebenfalls veröffentlicht im Topjournal JAMA, gezeigt. Die Wissenschaftler untersuchten, ob die tägliche Einnahme von Multivitaminpräparaten mit einem längeren Leben einhergeht. Dazu haben die Forscher Daten von fast 400.000 Erwachsenen in den USA ausgewertet.
Das Ergebnis war eindeutig: Vitamintabletten-Verwender leben nicht länger . Überraschenderweise könnten diese Präparate sogar die gegenteilige Wirkung haben: Nach dem Ende der Studie war das Sterberisiko der Menschen, die regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel einnahmen, minimal höher.
Auch wenn - wie fast immer - hier nur eine Korrelation und keine Kausalität beobachtet werden konnte, so zeigt diese Studie klar: Wer Vitamintabletten schluckt, um länger gesund zu leben, der sollte das Pillen-Geld künftig besser für hochwertiges, gutes Essen ausgeben.
Stimmt denn folgender Mythos: "Wer immer zu wenig isst, der verlängert sein Leben!"?
Nein. Dieser Mythos basiert auf einigen Grundlagen- und Tierstudien, die gezeigt haben: Es sei gesund und lebensverlängernd, wenn man immer ein „wenig zu wenig isst“. Auf dieser Hypothesen-Stufe bleibt das Wissen dann aber auch stecken. Für den Einfluss auf die Lebenslänge eines Menschen existiert kein wissenschaftlicher Beweis. Noch nie wurde nachgewiesen, dass „Nahrungsverzicht“ uns länger leben lässt. Das wird auch niemals jemand rausfinden.
Wie sollte ich denn essen, um möglichst lange zu leben?
In dem Sie ausgewogen, abwechslungsreich und vielfältig vorwiegend frische Lebensmittel von hoher Qualität essen - und das mit echtem Genuss. Essen Sie intuitiv. Dabei ist das ehrliche, tiefe innere Urvertrauen in die evolutionsbiologische Weisheit Ihres eigenen Körpers der wesentliche Kompass.
Auf dieser Gewissheit, dass unsere einzigartige individuelle kulinarische Körperintelligenz genau weiß, welche Nahrung, welche Nährstoffe wir wann in welchen Lebenslagen und Alltagssituationen brauchen, darauf basiert die beste, gesündeste und natürlichste Art menschlicher Ernährung: das intuitive Essen.