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Die 10-Sekunden-Regel schützt Ihre Gefäße und senkt Ihren Blutdruck

  • Im Video oben: Maskierter Bluthochdruck: Die unsichtbare Gefahr für Millionen Deutsche

Neue Erkenntnisse über den Zusammenhang von Alter, Geschlecht, Körpergröße, Gefäßfunktion und Sterblichkeit bestätigen: Der Schlüssel für ein langes Leben sind gesunde Gefäße. Eine gute Durchblutung ist das A und O für gesundes Altern, zeigt Professor Dr. Martin Middeke, Experte für Bluthochdruck, in seinem neuen Buch "Die Altersformel". 

Middeke hat sein Medizinerleben der Erforschung des Blutdrucks und seiner Regulierung gewidmet und erklärt, wie wichtig das Zusammenwirken von Herzfrequenz, Atmung und Blutdruck für eine optimale Versorgung aller Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen ist. 

Sprengstoff in den Adern

Die wichtigsten Schutzfaktoren für die Gefäße und eine gute Durchblutung sind 

  • körperliche Aktivität und Sport,
  • Vermeidung von Übergewicht,
  • gesunde Ernährung
  • und Stressmanagement. 

Diese Lebensstilfaktoren bewirken alle eine Aktivierung des wichtigsten köpereigenen Schutzfaktors für die Gefäße, das Stickstoffmonoxid (NO). Das Molekül aus einem Sauerstoff- und einem Stickstoffatom spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulation der Blutgefäße. 

NO wird insbesondere in der Innenschicht der Gefäßwand, dem Endothel, gebildet. Es entspannt die Gefäßmuskulatur und führt so zu einer Erweiterung der Gefäße und einer verbesserten Durchblutung.

NO hat neben der Gefäßerweiterung noch weitere wichtige Eigenschaften: Die Kontraktilität (Fähigkeit, sich zusammenzuziehen) des Herzmuskels wird gestärkt, die Verklebung von Blutplättchen, den Thrombozyten, vermindert und somit die Bildung von Blutgerinnseln reduziert.

Zudem erhöht es die Durchlässigkeit der kleinsten Gefäße im Gewebe für Sauerstoff und Nährstoffe. Entzündungsprozesse, die für die Gefäße eine zunehmend wichtige Rolle spielen – verursacht unter anderem durch Luftverschmutzung –, werden durch NO effektiv vermindert.

Schließlich neutralisiert das Molekül die sogenannten freien Radikale und verhindert deren schädliche Wirkung in den Gefäßen.

Bestimmte Medikamente steigern Produktion von gefäßschützendem Stickstoffmonoxid

Die Produktion und Aktivität von NO lässt sich durch Medikamente und nicht medikamentöse Maßnahmen steigern: Seine gefäßerweiternde Wirkung kommt bei der Behandlung der Angina pectoris in Form von Nitrospray oder als Nitrat in Tablettenform zur Dauermedikation zum Einsatz. 

Der Italiener Ascanio Sobero entdeckte das diesen Medikamenten zugrundeliegende Nitroglyzerin Mitte des 19. Jahrhunderts. Nur wenig später entwickelte sein Schüler Alfred Nobel daraus den Sprengstoff Dynamit. Nitroglyzerin setzt NO in der Gefäßwand frei und führt so zur Entspannung von verengten Gefäßen, einer verbesserten Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Herzens. 

Nobel selbst wurde angeblich wegen seiner Herzprobleme von seinem Arzt mit Nitroglyzerin behandelt. Die gefäßerweiternde Wirkung führt auch zur Senkung eines erhöhten Blutdrucks.

Nebivolol ist der einzige Betablocker mit einer NO-Aktivierung und hat damit das beste Wirkprofil für die Gefäße im Vergleich zu anderen Medikamenten dieser Kategorie. Daher führt Nebivolol auch nicht zur Impotenz beziehungsweise zu keiner erektilen Dysfunktion wie andere Betablocker und wird sehr gut vertragen. 

Molsidomin ist ein weiteres Medikament mit NO-Aktivierung. Es wird gelegentlich bei koronarer Herzerkrankung eingesetzt. Auch der Weißdornextrakt Crataegutt kann eine Aktivierung der NO-Synthese in der Gefäßwand bewirken.

Mit zunehmendem Alter lässt die körpereigene Produktion von NO deutlich nach. Alle Gefäß-Risikofaktoren wie 

  • Rauchen,
  • Zucker- und Fettstoffwechselstörungen,
  • Bluthochdruck
  • und Übergewicht 

gehen mit einer geringeren Konzentration des Moleküls einher. Die oben genannten Lebensstilfaktoren können dem entgegenwirken und die NO-Produktion wieder steigern.

Auch Lebensmittel können Blutgefäße schützen

Das ist auch durch bestimmte Lebensmittel möglich. Einen besonderen Stellenwert haben Rote Bete und andere nitrathaltige Gemüse. Während des Kauprozesses im Mund machen Bakterien im Speichel die Nitrate zu Nitriten. Im Magen wandelt dann die Magensäure diese in NO um, welches im Darm absorbiert wird und in die Blutbahn gelangt.

Wunderknolle Rote Bete

Diese Rübensorte hat einen sehr hohen Nitratgehalt und ist daher besonders wirksam. Wenn der Saft konsumiert wird, sollte er circa zehn Sekunden im Mund bleiben, damit die guten Bakterien dort ihre Arbeit tun können. Schlecht ist daher auch der Gebrauch von antiseptischen Mundwässern, die diese wichtigen Bakterien abtöten. 

Weitere nitratreiche Gemüse sind 

  • Rhabarber,
  • Rucola,
  • Mangold,
  • Spinat
  • und Grünkohl. 

Sie alle sollte man am besten nur dünsten und nicht kochen, weil sonst die wasserlöslichen Nitrate verloren gehen. Der rote Urin nach Konsum von Roter Bete ist harmlos. Ein weiterer Vorteil dieser Gemüsesorten ist der hohe Kaliumgehalt, der zur Gefäßerweiterung und Blutdrucksenkung beiträgt.

Nüsse, Hülsenfrüchte und Soja enthalten viel L-Arginin

NO wird aus der Aminosäure L-Arginin synthetisiert. Diese ist insbesondere in Nüssen und Hülsenfrüchten enthalten. Kürbis- und Pinienkerne sind die Spitzenreiter mit dem höchsten Gehalt pro 100 Gramm. 

Auch Soja und Tofu, der aus Sojamilch hergestellt wird, enthalten reichlich L-Arginin. Tofu ist darüber hinaus eine sehr gute Eiweißquelle für unsere Muskulatur und hat wenig Kalorien. Möglicherweise trägt der hohe Tofu-Konsum in Japan zur besonderen Langlebigkeit seiner Einwohner mit traditioneller Ernährung bei.

L-Arginin wird auch als "Medikament" beworben, um den Blutdruck zu senken und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen. Die Datenlage hierfür ist allerdings nicht sehr überzeugend – da sind die klassischen Blutdrucksenker und Herz-Kreislaufmedikamente eindeutig überlegen.

Das Buch "Die Altersformel" von Prof. Dr. med. Martin Middeke erscheint am 2. Juni im Westend Verlag.