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Sie wollen lange gesund leben? Expertin kennt "Wunderpille" - und jeder kann sie haben

„Ich bin gut vorbereitet. Ich habe aber im Moment ein Augenproblem“, erklärt Beatrice Wettstein. Sie hat eine schlanke Figur und trägt ein rotes Kleid. Die Schweizerin spielt Tennis. In ihrem Land ist sie eine der besten Spielerinnen ihrer Klasse. Beatrice Wettstein ist 80 Jahre alt. „Mein Ziel ist es, mit 90 an einer WM teilzunehmen.“ Dann lächelt sie. 

Studien belegen, dass der Tennisport Menschen bis zu zehn Jahre länger leben lässt. Vor allem die rote Asche soll Wunder wirken. Sie schont die Gelenke. Aber auch der soziale Aspekt dieses Sports - etwa bei den Doppelspielen - ist nicht zu unterschätzen. 

„Bewegung ist wahrscheinlich die Wunderpille“, erklärt Heike Bischof-Ferrari, Professorin für Altersmedizin an der Uni Basel und Zürich und rät in der 3sat-Doku „Langes Leben um jeden Preis?“ zumindest zu leichter Bewegung wie Spaziergängen, Joggen, Yoga.

3sat-Doku kritisiert unbewiesene und teure Longevity-Methoden

Longevity ist aktuell ein großer Trend. Auf dem Markt, der längeres Leben verspricht, werden Milliarden von Euro bewegt. Wohlhabende greifen hier gerne tief in die Tasche. Da gibt es angebliche Wunderpillen und mancher Millionär lässt sich das Blut von gesunden jungen Menschen dem eigenen Körper zufügen. 

Mit der Vision vom ewigen Leben lässt sich viel Geld verdienen. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die schlechte Nachricht: Vielen dieser Longevity-Methoden, die ein längeres Leben in Aussicht stellen, fehlen die wissenschaftlichen Belege. Die gute Nachricht: Es gibt Methoden, die für jeden Menschen verfügbar sind und meist nur etwas Willen und nicht gleich ein kleines Vermögen kosten. 

„Es ist wissenschaftlich belegt, dass ein gesunder Lebensstil das Leben bis zu 14 Jahre verlängert“, doziert Altersmedizinerin Bischof-Ferrari. „Bewegung ist das Multitalent.“

Spaziergänge, Joggen, Yoga, Tennis: Jeder kann länger leben

Die Wissenschaft weiß mittlerweile, dass die Lebenserwartungen zu zehn bis 30 Prozent auf Genetik und zu 70 Prozent von Umwelt- und Lebensstilfaktoren beruhen. Das heißt: Mit der richtigen Ernährung, mit physischer Aktivität, mentaler Gesundheit und sozialen Interaktionen ist die Länge des Lebens vom Individuum höchstselbst beeinflussbar. 

Dem trendigen Longevity teilt die Wissenschaftlerin Heike Bischof-Ferrari eine klare Abfuhr. „Dinge auszuprobieren, die nicht belegt sind in der Wirklichkeit, halte ich für gefährlich“, meint sie. „Der Longevity-Hype baut im Moment auf nicht belegte Maßnahmen. Aber die gesunde Langlebigkeit ist ohnehin kein Privileg für wohlhabende Menschen, sondern es geht darum, was jeder für sich selbst voran bringen kann.“

Expertin weiß: Isolation ist schlimmer als Übergewicht

1950 gab es gerade mal zwölf Personen in der Schweiz, die zum Club der 100 gehörten, mittlerweile sind es 2086. Daniela Jopp ist Professorin für Psychologie an der Uni Lausanne und Leiterin der ersten schweizweiten Studie über Hundertjährige „Swiss100“, mit der sie das Rätsel der Hundertjährigen erforschen will. 

Signifikant ist, dass es vor allem Kontakte zu anderen Menschen sind, die das Leben verlängern, sagt Jopp. Hinzu kommt eine positive Grundeinstellung zum Leben. Bestes Beispiel: Elfriede Bachmann. Sie ist 102 Jahre alt, ein sehr offener, kontaktfreudiger Mensch ohne Berührungsängste. Sie sagt: „Man kann nicht alles haben, was andere haben. Ich bin glücklich und zufrieden. Ich habe mich noch nie alleine gefühlt.“ 

Altersmediziner Bischof-Ferrari erklärt: „Isolation und Einsamkeit sind schlechter für die Gesundheit als 16 Zigaretten am Tag, auch schlechter als Übergewicht.“

Gesunder Körper, optimal funktionierender Geist 

„Ich bin sehr schnell“, meint die 80-jährige Beatrice Wettstein. Sie drischt im rosa Rock und weißem T-Shirt auf die Filzbälle ein. Ihr rechtes Knie ist bandagiert. Die Laufarbeit, sagt sie, sei sehr wichtig im Tennis. Sie habe aber auch ein leichteres Gemüt, wenn sie spielt. 

Der Ballsport vereint sehr viele Dinge: Auge-Arm-Koordination. Schnelle Entscheidungen. Kurze und schnelle Laufbewegungen. Frische Luft und Sonne. Das gesellige Miteinander auf dem Platz und im Clubhaus. Außerdem lässt sich Tennis nach den jeweiligen körperlichen Möglichkeiten in verschiedenen Altersklassen und Spielstärken spielen. 

"Mens sana in corpore sano." Der Satz könnte für den Tennisport erfunden worden sein. Ein gesunder Körper kann die Grundlage für einen optimal funktionierenden Geist sein - und umgekehrt. Der Tennisport ist jedenfalls einem gesunden Geist in einem gesunden Körper förderlich.