
Forscher aktivieren Abwehr-Power bei Darmkrebs und verdoppeln Heilungsrate
Darmkrebs ist einer der häufigsten Tumoren und für die zweitmeisten krebsbedingten Sterbefälle weltweit verantwortlich. In Deutschland erkranken jährlich rund 33.000 Männer und 28.000 Frauen an Darmkrebs. Rechtzeitig erkannt und behandelt muss die Diagnose jedoch kein Todesurteil mehr sein. Die Krebsmedizin macht hier große Fortschritte, wie die Ruhr-Universität Bochum in einer Pressemitteilung schreibt.
Welche Rolle die moderne Immuntherapie dabei spielt, wurde kürzlich auf dem diesjährigen ASCO-Kongress (American Society of Clinical Oncology), vorgestellt. In einer Studie unter dem Namen ATOMIC untersuchten die Forschenden einen speziellen Antikörper in Kombination mit herkömmlicher Chemotherapie. Die Analyse führten sie im Zuge der Behandlung einer bestimmten Unterform des Darmkrebses durch.
Immuntherapie senkt die Rückfallrate um 50 Prozent
Die besondere Immuntherapie habe sich als außerordentlich erfolgreich erwiesen und reduzierte das Rückfallrisiko um 50 Prozent, schreiben die Forschenden. Anke Reinacher-Schick, Direktorin der Klinik für Onkologie und Hämatologie im St. Josef-Hospital (Klinikum der Ruhr-Universität), war als Studienleiterin für Deutschland maßgeblich an der Untersuchung beteiligt.
Ihr Resümee: "Die ATOMIC-Studie ist ein signifikanter Fortschritt für die betroffenen Patienten und gleichzeitig ein hervorragendes Beispiel für die internationale Zusammenarbeit in der Onkologie."
Insgesamt wurden 712 Patienten behandelt, unter anderem aus Deutschland. Nach knapp sechsjähriger Laufzeit (2017 bis 2023) wurden die Ergebnisse dieses Jahr statistisch erneut bewertet und nun veröffentlicht.
Heilungsrate verdoppelt
Ein Ergebnis: Beim speziellen Darmkrebs im Stadium III (mit Lymphknotenbefall) verdoppelte die Behandlung nach der Operation die Heilungsrate. Die Studie gilt den Fachleuten zufolge als Meilenstein für die Betroffenen.
So funktioniert die Immuntherapie
Immuntherapeutische Präparate stärken die körpereigenen Abwehrkräfte im Kampf gegen die Krebszellen. "Die Immuntherapie ist einer der erfolgreichsten Bausteine der modernen Krebsmedizin", betont Reinacher-Schick. "Die nun erzielten Fortschritte untermauern dies erneut."
Diese Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen gibt es
Um Leben zu retten, spielt die auch Vorsorge eine entscheidende Rolle. "Die Darmkrebsvorsorge ist das Role Model der Vorsorge. Sie ist die erfolgreichste Vorsorgemaßnahme, die wir kennen", erklärte Berndt Birkner, Präsident des Netzwerkes gegen Darmkrebs und Kurator der Felix Burda Stiftung.
350.000 Darmkrebserkrankungen und 150.000 Sterbefälle konnten in den letzten 20 Jahren dadurch vermieden werden. Das entspricht einem Inzidenz-Rückgang von 30 Prozent, die Sterberate verringerte sich sogar um 40 Prozent.
In Deutschland stehen verschiedene Methoden zur Früherkennung zur Verfügung. Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) klärt auf: Versicherte ab 50 Jahren können zwischen zwei verschiedenen Untersuchungen wählen:
- Darmspiegelung: Die Darmspiegelung oder Koloskopie ist derzeit die zuverlässigste Untersuchung, um Darmkrebs und seine Vorstufen zu erkennen. Die Ärztin oder der Arzt schaut dabei den Darm mit einem Endoskop von innen an. Krebsvorstufen können sie bei der Untersuchung sofort entfernen. Männer und Frauen können zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren durchführen lassen.
- Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl: Wer keine Darmspiegelung möchte, kann alle zwei Jahre einen Stuhltest machen. Denn: Darmtumoren bluten häufiger als gesunde Darmschleimhaut. Sogenannte immunologische Stuhltests weisen auch kleinste Blutmengen im Stuhl nach, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind.
Wie Sie Darmkrebs vorbeugen können
Viele Risikofaktoren von Darmkrebs können wir zudem selbst beeinflussen. Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums rät:
- Aufstehen: Bewegen Sie sich regelmäßig – mindestens eine halbe Stunde täglich.
- Gesunde Ernährung: Nehmen Sie ausreichend Ballaststoffe zu sich, beispielsweise aus Getreideprodukten, Hülsenfrüchten und Gemüse. Essen Sie wenig rotes Fleisch und wenig verarbeitete Fleischprodukte wie etwa Wurst.
- Übergewicht vermeiden: Werden Sie überflüssige Kilos los!
- Verzicht auf Zigaretten: Rauchen Sie nicht!
- Verzicht auf Alkohol: Trinken Sie Alkohol nur in Maßen.
Anmerkung: Die Felix-Burda-Stiftung gehört wie FOCUS online zu Hubert Burda Media.