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Länger jung mit Vitamin D? Forscher warnen vor falschen Hoffnungen

Was hat die neue Studie zu Vitamin D und der "Verlangsamung des Alterns" gezeigt?

Die aktuelle Studie aus den USA stellt die Hypothese auf: Wer regelmäßig Vitamin D einnimmt, könnte den natürlichen Alterungsprozess verlangsamen. Die Forscher vermuten das, weil sie Hinweise gefunden haben, dass Vitamin-D-Präparate helfen könnten, die sogenannten "Telomere" länger zu erhalten. 

In der aktuellen, gut gemachten Studie - randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert - erhielten etwa 1.000 Menschen über vier Jahre lang täglich entweder Vitamin D3 (2.000 IE), Omega-3-Fettsäuren (1 g) oder ein Plazebo (Präparat ohne Wirkstoff). Die Länge der Telomere wurde zu Beginn der Studie sowie nach zwei und nochmals nach vier Jahren gemessen. 

Nur Vitamin D zeigte einen "schützenden Effekt", indem es die Telomerverkürzung verlangsamte. So lautet das vorsichtige Forscherfazit, wie immer im Konjunktiv: "Eine vierjährige Nahrungsergänzung mit 2.000 IE/Tag Vitamin D3 reduzierte den Telomerschwund - was darauf schließen lässt, dass eine tägliche Vitamin D3- Nahrungsergänzung eine Rolle bei der Bekämpfung der Telomererosion oder Zellalterung spielen könnte"

Was genau sind die Telomere?

Die Telomere sind so etwas wie Schutzkappen am Ende der Chromosomen (Erbgut). Sie werden als Indikator für die Lebenszeit der Zellen erachtet, sozusagen die Zündschnur des Lebens, die immer kürzer wird, bis die Zelle stirbt. Je länger diese Telomere, desto länger leben die Zellen. 

Daher wird diskutiert: Menschen mit langen Telomeren leben durchschnittlich länger als solche mit kurzen. Aber bei all diesen Studien ist wie immer klar zu konstatieren: Derartige Publikationen liefern entweder nur einen "Surrogatparamter", also einen Ersatzwert (wie in der aktuellen Studie: Telomerlänge), aber keinen harten klinisch relevanten Endpunkt wie die "Todesrate" - oder sie beobachten nur eine Korrelation, die ausschließlich zum ökotrophologischen Universalcredo beiträgt: "Nichts Genaues weiß man nicht." 

Und so enden beispielsweise auch eine aktuelle Veganer- und eine 2016er-Fleisch.Telomer-Studie unisono mit dem Lieblingssatz aller Ernährungsforscher: "Weitere Studien müssen durchgeführt werden, um diesen Zusammenhang noch näher zu untersuchen."

Sollen wir nun alle Vitamin D einnehmen?

Nein. Für „gesunde Durchschnittsdeutsche“ gibt es dazu weder einen Anlass noch eine Empfehlung -. und das im Übrigen unabhängig der Jahreszeit. Hier sind sich die drei führenden medizinischen Fachgesellschaften für Endokrinologie, Allgemeinmedizin und innere Medizin einig: „Für einen `gesunden´ erwachsenen Durchschnittsdeutschen reichen die Vitamin D-Speicher, die in der sonnenreichen Jahreszeit gebildet werden, auch für den Winter aus“, erklärt Stephan Scharla von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).

Sein ärztlicher Kollege Jan Oltrogge von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) und Autor der kommenden S3-Ärzteleitlinie zur Vitamin D-Supplementation ergänzt: „Auf Basis vieler Studien sowie internationaler Leitlinien ist davon auszugehen. dass für gesunde Durchschnittsdeutsche weder eine Vitamin D-Spiegelbestimmung noch eine allgemeine Supplementierung mit Vitamin D-Präparaten notwendig ist. Es gibt keine überzeugenden wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine Einnahme von Vitamin D-Tabletten gesunde Menschen `gesünder´ macht.“

Auch Dagmar Führer-Sakel, Endokrinologin und stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) stellt klar: „Gerade wurde die Studienlage zum Einsatz von Vitamin D für die Vorbeugung von Krankheiten neu bewertet. Hierzu gehören auch sehr pragmatische Empfehlungen für die Allgemeinbevölkerung vs. Risikogruppen für einen Vitamin D Mangel. Bei Erwachsenen im Alter bis 74 Jahre wird beispielsweise eine Vitamin D-Supplementation grundsätzlich nicht empfohlen.“

Oltrogge (DEGAM) gibt zudem zu bedenken: „Wichtig ist abschließend noch zu betonen, dass bei Vitamin D nicht gilt: `Viel hilft viel!´ Eine zu hohe Einnahmedosis von Vitamin D kann unter anderem zu schweren Verkalkungen der Gefäße und Nierenschädigung führen und korreliert mit erhöhter Sturzneigung. Es gibt immer wieder Patienten, die auf Grund einer fehlerhaften Vitamin D-Überdosierung bleibende Schäden erlitten haben.“ Mehr dazu finden Sie hier.

Gibt es denn andere gesicherte Wege zu mehr "Longevity"?

Nein. Bislang kann niemand sicher sagen "Machen Sie dies und meiden Sie jenes., essen Sie das und Sie werden gesund altern und lange leben". Dazu fehlt jeglicher wissenschaftlicher Beweis - und diese Evidenz wird es auch niemals geben. Oft entpuppen sich die vermeintlichen "Lebensverlängerer" als ganz banale Ursachen wie jüngst eine Studie zu den "sagenumwobenen blauen Zonen" ergeben hat. 

Als „Blue Zones“ werden Regionen auf der Welt bezeichnet, von denen behauptet wird: Hier leben die Menschen angeblich besonders lange - der wichtigste Grund dafür sei die besonders gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse. 

Die „Sage der Blauzonen“ beinhaltet konkret, dass diese Gebiete wie Okinawa oder Sardinien sich durch eine außergewöhnlich hohe Anzahl von Menschen auszeichnen, die über 100 Jahre alt werden, während sie weiterhin relativ frei von altersbedingten Krankheiten bleiben. Aber: Die wahren Gründe dafür sind vielfältig, dabei stehen drei spannende Phänomene im Fokus: Fehlende Geburtsurkunden, falsche Altersangaben und Rentenbetrug (also nicht gemeldete Sterbefälle).