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Aggressiver Krebs häufig zu spät entdeckt – Forscher finden frühe Warnsignale im Stuhl

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der aggressivsten Krebsarten überhaupt. Nur elf Prozent der Patientinnen und Patienten sind fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben. In Deutschland ist das Pankreaskarzinom nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten die vierthäufigste Krebstodesursache bei Frauen und Männern.

Häufig wird diese Krebsart erst in einem späten Stadium entdeckt, da sie zu Beginn kaum oder nur uneindeutige Symptome hervorruft. Zudem gibt es bislang keine Möglichkeiten zur Früherkennung.

Internationales Forscherteam untersucht Darmmikrobiom von Krebspatienten

Das wollen finnische und iranische Wissenschaftler von den Universitäten Helsinki, Jyväskylä und Teheran ändern. Sie hatten in einem gemeinsamen Forschungsprojekt Stuhlproben von 180 gesunden Menschen sowie Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs aus Finnland und dem Iran untersucht. 

Dabei stellten sie fest, dass die Krebspatienten einerseits eine geringere mikrobielle Vielfalt aufwiesen als die gesunden Probanden – unabhängig von ihrer Herkunft. Außerdem enthielt ihre Darmflora deutlich mehr fakultative Pathogene. Das sind Erreger, die den Wirt ständig besiedeln, jedoch normalerweise keine Krankheiten auslösen – es sei denn, das Immunsystem des Wirts ist geschwächt. 

In der Darmflora der Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs waren den Forschern zufolge insbesondere die Erreger 

  • Enterobacteriaceae,
  • Enterococcaceae
  • und Fusobacteriaceae

in hohen Mengen vertreten.

Andererseits fanden die Forscher bei ihnen wesentlich weniger nützliche Darmbakterien. Vor allem der Anteil der Bakterien, die zur Klasse der Clostridien gehören, darunter die Buttersäure produzierenden 

  • Lachnospiracea,
  • Butyricicoccaceae
  • und Ruminococcaceae

war zurückgegangen.

Statistisches Modell konnte Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Probanden vorhersagen

Kraft dieser Erkenntnisse entwickelten die Forscher anhand der iranischen Probandengruppe ein statistisches Modell, das eine mögliche Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankung auf Grundlage des Darmmikrobioms vorhersagt. Das Modell testeten sie schließlich an den finnischen Studienteilnehmern. Das Ergebnis: Es prognostizierte mit hoher Zuverlässigkeit die Erkrankung.

"Ein guter erster Schritt, um Bauchspeicheldrüsenkrebs künftig frühzeitig erkennen zu können", heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Jyväskylä.

"Diese Studie hebt das Potenzial von Darmmikroben als Biomarker für nicht-invasives Bauchspeicheldrüsenkrebs-Screening und die Entwicklung von gezielten Therapien hervor", resümieren die Forscher. "Ein umfassendes Verständnis der Rolle des Darmmikrobioms bei Pankreaskarzinom-Patienten könnte die Früherkennungsmöglichkeiten sowie die Behandlungsergebnisse beim Patienten deutlich verbessern."

Einsatz der nützlichen Darmbakterien als Probiotika denkbar

Studienleiterin Satu Pekkala von der Universität Jyväskylä ergänzte in der Pressemitteilung: "Die Ergebnisse zu den nützlichen Clostridien sind interessant, da schon in der Vergangenheit gezeigt wurde, dass normale Clostridiales-Populationen effektiv Anti-Krebs-Immunreaktionen gegen solide Tumoren vermitteln."

Dennoch betonen die Wissenschaftler, dass weitere Studien nötig seien – besonders zu der Frage, ob die nützlichen Darmbakterien als "neue Generation von Probiotika" und "lebende mikrobische Produkte" taugen und mit herkömmlichen Chemotherapien kombiniert werden könnten. 

Darmflora über die Ernährung beeinflussen

Eine gesunde Darmflora können wir auch zum Teil über die Ernährung beeinflussen. So kann eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen, pflanzlichen Proteinen und Omega-3-Fettsäuren ist, das Wachstum von nützlichen Darmbakterien wie Lachnospiraceae fördern:

  • Ballaststoffe liefern Vollkornbrot, Haferflocken, Beeren, Hülsenfrüchte, Kohl, Möhren, Paprika, Rote Bete
  • Pflanzliche Proteine liefern Getreide und Pseudogetreide wie Reis, Amaranth, Dinkel, Quinoa, Hirse, ebenso Hülsenfrüchte, Nüsse wie Mandeln, Haselnüsse oder Walnüsse, Soja wie Tempeh oder Tofu
  • Omega-3-Fettsäuren liefern Fisch wie Lachs, Hering, Makrele, Thunfisch, Öle wie Leinöl, Rapsöl, Walnussöl, Nüsse, Samen wie Leinsamen oder Chiasamen