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22 Uhr und Sie brauchen eine Krankschreibung? So funktioniert es

Sie sind gerade erst für den Job in eine neue Stadt gezogen. Haben noch keine Hausarztpraxis, kein vertrautes Wartezimmer, aber plötzlich Halsschmerzen und Fieber. Um zehn Uhr abends. Eine Krankschreibung muss her. Üblicherweise beginnt am nächsten Morgen die Suche – doch viele Praxen nehmen keine neuen Patienten mehr auf, der ärztliche Bereitschaftsdienst ist überlastet, die Wartezeiten lang.

Aber was, wenn es einfacher ginge? Handy raus, ein paar Klicks und 30 Minuten später liegt die Krankschreibung für den Job im elektronischen Postfach der Firma. Ohne Wartezimmer, ohne Wartezeit.

Was nach Zukunft klingt, ist heute längst Realität: Telemedizin bietet eine unkomplizierte Möglichkeit, sich ärztlich beraten und versorgen zu lassen und das von Zuhause aus. 

Neue Anbieter, neue Möglichkeiten

Wie in vielen anderen Branchen hat die Corona-Pandemie auch der Medizin einen Schub gegeben. Plötzlich mussten Menschen von zu Hause aus krankgeschrieben werden. Das hat nicht nur den Bedarf an Telemedizin erhöht, sondern auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen verändert – und damit neuen Raum für Innovation geschaffen.

Schon vor der Pandemie gab es Anbieter wie TeleClinic, Kry, oder Zava – doch erst durch die Krise haben sich diese Angebote wirklich etabliert. Heute ist vor allem TeleClinic als größter Anbieter am deutschen Markt übriggeblieben. Andere Anbieter mussten aufgrund von Regulierungen ihr Geschäft einstellen oder sind auf die Onlinerezeptvergabe gewechselt, da der Markt dort lukrativer ist.

Daneben gibt es Apps einzelner Krankenkassen wie die Barmer oder telemedizinische Angebote direkt über Arztpraxen.

So funktioniert der digitale Arztbesuch

Die Funktionsweise unterscheidet sich je nach Anbieter. Der Ablauf am Beispiel von TeleClinic:

  1. Registrierung: Nach dem Download der App registriert man sich und füllt einen medizinischen Fragebogen aus – inklusive Angaben zu Vorerkrankungen, Medikamenten und Symptomen.
  2. Auswahl der Behandlung: Im übersichtlichen Menü kann man verschiedene Anliegen angeben – Krankschreibung, Rezepte, Hautuntersuchungen oder auch Beratung bei Schlafstörungen, Rückenschmerzen oder zum Rauchstopp. Für viele dieser Fälle gibt es begleitende Gesundheits-Apps, die kostenlos verschrieben werden können.
  3. Terminbuchung: Je nach Verfügbarkeit wählt man eine passende Uhrzeit. Premium-Nutzer können rund um die Uhr Termine buchen und teilweise innerhalb von Minuten mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen – alle natürlich mit kassenärztlicher Zulassung in Deutschland.
  4. Sprechstunde und Ergebnis: Die Videoberatung erfolgt per Smartphone, Tablet oder Computer. Krankschreibung, Rezept oder Überweisung werden direkt im Anschluss digital ausgestellt. Die meisten Nutzer berichten von einem reibungslosen Ablauf – lediglich bei Android-Geräten gibt es vereinzelt technische Probleme, wie Erfahrungsberichte zeigen.

Schnell, diskret und effizient

Die Vorteile liegen auf der Hand: keine Wartezeiten, keine Ansteckungsgefahr im Wartezimmer, kein Weg zur Arztpraxis. Das ist nicht nur in Pandemiezeiten praktisch, sondern besonders für Menschen auf dem Land, mit eingeschränkter Mobilität oder im eng getakteten Alltag ein echter Gewinn.

Ein weiterer Vorteil: Durch das anonyme Setting trauen sich viele, auch sensible Themen anzusprechen – ob Hautausschlag, psychische Beschwerden oder Potenzprobleme. Die digitale Form bietet mehr Diskretion und senkt Hemmschwellen.

Aber nicht alles ist digital lösbar

Trotz aller Vorteile hat die Telemedizin klare Grenzen: Eine körperliche Untersuchung kann durch ein Videogespräch nicht ersetzt werden. Ärzte sehen im persönlichen Kontakt oft mehr als über die Kamera. Auch eine schlechte Internetverbindung – nach wie vor ein Problem in Teilen Deutschlands – kann die Qualität der Beratung einschränken.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Datensicherheit. Gesundheitsdaten gehören zu den sensibelsten Informationen überhaupt. Trotz hoher Sicherheitsstandards bleibt ein Restrisiko – und damit ein berechtigter Vorbehalt für viele Nutzer.

Wie bekomme ich Zugang?

Einige Hausärzte bieten inzwischen selbst Videosprechstunden an – fragen Sie einfach in der Praxis nach. Bei TeleClinic funktioniert alles über die App. Nach der Registrierung können Nutzer direkt loslegen. Gesetzlich Versicherte erhalten die meisten Leistungen kostenlos, da der Anbieter mit den Krankenkassen abrechnet.

Wer bei einer kooperierenden Krankenkasse versichert ist, erhält oft einen sogenannten Premium-Status. Dieser bringt zusätzliche Vorteile wie:

  • Rund-um-die-Uhr-Termine
  • bevorzugte Zeitfenster
  • kostenfreie Gesundheits-Apps und Untersuchungen
  • schnellere ärztliche Verfügbarkeit

Für Privatversicherte ist die Nutzung meist ebenfalls möglich, sollte aber individuell mit der Krankenkasse abgeklärt werden.

Wie geht es weiter?

Telemedizin ist kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zur klassischen Praxis – aber eine zunehmend wichtige. Sie hilft, das überlastete Gesundheitssystem zu entlasten und medizinische Versorgung niedrigschwelliger anzubieten.

Doch der Weg zur digitalen Versorgung ist in Deutschland nach wie vor steinig. Viele Praxen sind nicht entsprechend ausgestattet, und wirtschaftlich lohnt sich das Modell oft nicht, da neue gesetzliche Regelungen die Nutzung erschweren: So dürfen Videosprechstunden weiter nur bis zu 30 Prozent der Gesamtbehandlungen pro Quartal ausmachen und werden nicht auf die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestsprechstundenzeiten angerechnet. 

Außerdem müssen sich Ärzte während der Videosprechstunde physisch in Deutschland aufhalten. Das führt dazu, dass Praxen sich nicht auf Telemedizin spezialisieren können, auch wenn das von den Kunden gewünscht wäre. Durch die Mindestsprechstundenzeit müssen Vorort- und Online-Strukturen ausgebaut werden. Diese Doppelbelastung ist für viele Praxen nicht tragbar. 

Dazu kommt das zentrale Thema Datenschutz – mit wachsender Digitalisierung steigt auch das Risiko von Datenpannen.

Und trotzdem: Digitale Arztbesuche sind ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Sie machen Medizin zugänglicher, effizienter – und manchmal auch menschlicher. Denn Gesundheit beginnt nicht erst im Wartezimmer. Sondern vielleicht schon auf dem Sofa.